Von 1908 bis heute

Der Musikverein im Jahr 1912
 Der Musikverein im Jahr 1912

Im Jahre 1908, am Schützenfest-Dienstag, wurde vielleicht unbewusst die Gründung des Musikvereins vollzogen. Einige junge musikbegeisterte Männer fanden sich zusammen und traten erstmals als Musikkapelle in der Höinger Öffentlichkeit auf. Damals dienten noch selbstgebastelte Konstruktionen als Musikinstrumente. Die muntere Musikerschar sollte jedoch keine Eintagsfliege bleiben. Schon bald begannen die Musiker mit ordentlichen und regelmäßigen Proben, zu denen man sich im Gasthof Nase zusammenfand.
Der Neheimer Josef Becker war der erste Dirigent in Höingen. Den erfahrenen Regimentsmusiker holte man sich aus der Nachbarstadt Neheim. Er übernahm mit viel Liebe und Ausdauer die Ausbildung der Musiker, sodass sich erste Erfolge auch recht bald einstellten. Das junge Orchester spielte zu den ersten Festlichkeiten auf der Haar auf.

Der Aufschwung der noch jungen Kapelle wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Er bedeutete, wie in vielen Vereinen, auch für die Höinger Musiker einen tiefen Einschnitt und hinterließ in den Reihen der jungen Männer schmerzliche Lücken.

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Josef Gretenkort den Wiederaufbau der Kapelle. Mit viel Geduld und Einsatz brachte er das Orchester wieder auf ihren vormaligen Leistungsstand. Der Musikverein Höingen war ein gern gesehener Gast in den Nachbardörfern und –gemeinden, wo er über viele Jahre und teilweise bis heute Feste mitgestaltete. Mit den Schützenvereinen Oberense (1921) und Hewingsen (1928) wurden in dieser Zeit Vereinbarungen getroffen, die auch heute noch Gültigkeit haben.
1932 löste der Werler Fritz Röhl Josef Gretenkort als Dirigent ab. Auch er war wie sein Vorgänger Becker ein ehemaliger Regimentsmusiker. Unter seiner Leitung erlebte das Orchester seinen ersten großen Aufschwung. Bis in die letzten Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die erfolgreiche Arbeit fortgesetzt. Aber durch den Krieg wurde der Klangkörper des Musikvereins auseinandergebrochen. Fritz Röhl kam in der Kriegsgefangenschaft ums Leben, viele weitere Musiker blieben im Feld und hinterließen schmerzliche Lücken, einige Musiker zogen in andere Gemeinden.
Der Musikverein in den 1920er-Jahren
Der Musikverein in den 1920er-Jahren
Nur drei Musiker der vormaligen Kapelle blieben zum Kriegsende noch übrig: Kaspar Schrage, Kaspar Rickert und Bernhard Schrage. Sie standen vor dem Nichts. Viele Instrumente und der größte Teil des Notenmaterials waren in den Kriegswirren verloren gegangen. Das entmutigte Bernhard Schrage jedoch keineswegs. Mit neuem und großem Einsatz ging er daran, die Kapelle wieder aufzubauen. Die konsequente Aufbauarbeit trug bald Früchte und so konnte der Höinger Musikverein im Jahr 1948 mit acht Gastkapellen sein 40-jähriges Jubiläum feiern. Auch die Schützenbruderschaften wurden wieder zugelassen und gestalteten ihre Schützenfeste mit musikalischer Unterstützung der Höinger.

Mitte der 60er Jahre erkannten die Höinger Musiker unter ihrem Vorsitzenden Alfred Vetter, dass ein Bestand der Musikkapelle nur gewährleistet war, wenn Jugendliche aufgenommen und ausgebildet würden. So wurde 1968 erstmals eine Jugendkapelle gegründet. Bernhard Schrage unterrichtete mit mehreren Musikern damals unermüdlich ca. 30 junge Musiker in einem Klassenraum der Volksschule Höingen.
Bernhard Schrage
Aus gesundheitlichen Gründen musste Bernhard Schrage nach über 50-jähriger Tätigkeit die Leitung des Musikvereins aufgeben. Mit Erich Lemberg aus dem Nachbarort Bremen konnte im Jahr 1976 ebenfalls ein ehemaliger Militärmusiker als Dirigent verpflichtet werden, der dieses Amt aber aus gesundheitlichen Gründen nur wenige Jahre ausübte.

Die Höinger Musikanten baten 1982 Heiner Schrage, der schon einige Zeit stellvertretend dirigierte, die musikalische Leitung des Vereins endgültig zu übernehmen. Auf seinen Vorschlag hin wurde erstmals das inzwischen zur Tradition gewordene Weihnachtskonzert ins Leben gerufen, um einen musikalischen Anreiz für die auftrittsärmere Winterzeit zu geben.
Im Jahr 2003 entschloss sich Heiner Schrage nach mehr als 20-jähriger Tätigkeit als Dirigent und über 50 Jahren aktivem Musikerleben, die musikalische Leitung in jüngere Hände zu übergeben.

Zum 100-jährigen Jubiläum durfte sich der Musikverein über die höchste Auszeichnung freuen, die für Laienmusiker in Deutschland vergeben wird: die PRO MUSICA-Plakette mit Ehrenurkunde, die durch den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler verliehen wurde.

In den letzten 50 Jahren gelang es immer wieder, Kinder und Jugendliche für die Blasmusik zu begeistern. So sind im heutigen Orchester Mitglieder aus allen fünf Jugendkapellen der vergangenen 50 Jahre (1968, 1978, 1988, 1998, 2008) vertreten. Der Musikverein kann mit Stolz auf die letzten Jahrezehnte zurückblicken und dank der konsequenten Jugendarbeit hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.

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